Aktuelle Presseartikel zur Einweihung des ersten Grünberger Memoriam-Gartens

Gießener Allgemeine Zeitung, 02.05.2012

Erster »Memoriamgarten« der Stadt Grünberg eingeweiht

Grünberg (fp). »Der Tod gehört nicht auf den Friedhof, auf den Friedhof gehört die Erinnerung«, zitierte Lüder Nobbmann, Bundesvorsitzender der Deutschen Friedhofsgärtner, einen bekannten deutschen Bestatter und stellte somit den Bezug zur offiziellen Einweihung des »Memoriamgarten« auf dem Neuen Friedhof Grünberg her.

Mit dem »Memoriamgarten« trägt auch Grünberg dem Wunsch nach neuen Bestattungsformen Rechnung. Das Foto zeigt (v.l.) Bürgermeister Ide, Iris Wolf, Lüder Nobbmann (Bundesvorsitzender Friedhofsgärtner), die Pfarrer Jonas Adam und Hartmut Miethe sowie Steinmetz Herbert Biedenkopf. (Foto: fp)
Nobbmann ging in seiner Rede auf ständig neue Entwicklungen bei den Bestattungsformen ein. Eine Einleitung durch Bürgermeister Frank Ide und eine Andacht durch die beiden Pfarrer Hartmut Miethe und Jonas Adam ging der Vorstellung der Anlage vor zahlreichen Bürgern voraus.

Die erste Bestattung auf dem Neuen Friedhof erfolgte im Oktober 1974, leitete Bürgermeister Ide seinen Redebeitrag ein. Es folgten 1994 ein anonymes Feld für Urnen und Erd-reihengräber, für das bis heute 130 Bestattungen registriert wurden. Ein Rasengräberfeld für Urnen folgte 2010, hier wurden bis dato 17 Beisetzungen vorgenommen. Insgesamt fanden seit der ersten Belegung etwa 1800 Verstorbene ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof. Mit dem »Garten der Erinnerung« trage man den sich ändernden Meinungen und Ansprüchen Rechnung, so Ide weiter. Bestattungen, so sein Appell, sollten auch weiter auf Friedhöfen stattfinden.

Zuordnung mit Namensstein

Die Stadtverordneten, so Ide weiter, seien von der Anregung der Grünberger Friedhofsgärtnerin Iris Wolf überzeugt gewesen. Mit den 47 Grabanlagen im »Memoriamgarten« habe Grünberg eine dem Ort wie dem Anlass würdige Beisetzungsstätte geschaffen, schloss der Rathauschef, und hoffte endlich auch, die Anlage werde von den Bürgern angenommen.

Auf der etwa 115 Quadratmeter großen Fläche werden acht Urnenpartnergräber eingerichtet, ferner elf Urnenreihen- und sechs Erdreihengrabstätten. Zwölf Verstorbene können ihre letzte Ruhestätte in einer Urne unter einem Baum finden, mit einem Metallstab wird die Zuordnung zu einem Namensstein möglich. Zudem wird es ein Urnengemeinschaftsfeld für zehn Bestattungen geben, wo die Namen zentral an einem Stein angebracht werden. Die Denkmäler stellte der Steinmetzbetrieb Büttner (Mücke) her.

Der evangelische Pfarrer Hartmut Miethe sowie der katholische Geistliche Jonas Adam spannten in einer kleinen Andacht den Bogen zum Thema Garten in der Heiligen Schrift. Bereits im Johannesevangelium sei davon die Rede, dass auch das Grab Jesu nach der Kreuzigung in einem Garten gelegen habe. Bereits um 1820 seien Tendenzen zu verzeichnen gewesen, die Friedhöfe von Kirchenmauern wegzunehmen, sagte Miethe. Verstärkt wurde dies später durch hygienische Gründe. Verschiedene Bestattungsformen hätten sich dann entwickelt. Nun werde dem Gedanken des Lebens mit einem lebendigen Garten Rechnung getragen, nachdem Friedhöfe jahrelang »aufgeräumt« wurden, schloss Miethe, bevor Pfarrer Adam die Anlage segnete.

Nobbmann, ehemals an der Bildungsstätte Gartenbau Grünberg, bezeichnete es als kontraproduktiv, Freiflächen auf Friedhöfen einzurichten, die von der öffentlichen Hand zu pflegen seien. Vor der Wahl einer anonymen Bestattung empfahl er, mit seinen Angehörigen zu reden, oftmals sei die vermutete Belastung der Grabpflege nicht gegeben. Mit dem »Memoriamgarten« sei man in Grünberg auf dem richtigen Weg. In der Bildungsstätte weilende Friedhofsgärtner hätten häufig die Nase über die Gestaltung der Anlage in Grünberg gerümpft. Ideengeberin Iris Wolf brachte ihre Freude zum Ausdruck, einen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten zu können.

Für die Wahl einer Grabstätte im »Garten der Erinnerung« fielen je nach Form verschieden hohe Kosten an, erklärte Oliver Müller von der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Hessen-Thüringen. Diese werden an die Berufsständige Organisation gezahlt, die die Gelder jährlich an die Friedhofsgärtner weiterleitet. Durch die jährliche Zahlung werde gewährleistet, dass auch bei einem Wechsel der Gärtner die Pflege erhalten bleibe. Die Kontrolle erfolge ebenfalls durch die Organisation.

Kaffee und Kuchen am Friedhof

Nach der Einweihung lud die Stadt Grünberg zu Kaffee und Kuchen. Dies stieß nicht überall auf Gegenliebe, sagte Bürgermeister Ide, aber man habe sich ganz bewusst dafür entschieden, sei der Friedhof neben der Trauer doch auch eine Stätte der Begegnung.